Aula ist zur Mensa geworden. Billard- und Kickerraum sowie Küche darf man nicht nutzen. Das Schulleben ist ganz anders geworden.
 

Vor einem Jahr haben wir die spannende Aufgabe der Ganztagsträgeschaft an der Wilhelm von Humboldt Gesamtschule in Grevenbroich übernommen. Hier koordinieren wir über zwei Dutzend Arbeitsgemeinschaften mit SalzZ-Kursleitern, Lehrpersonal der Schule sowie Künstlern, die über das Landesförderprogramm „Kultur und Schule“ tätig sind. Dazu kommen noch Projekte, Programme und Veranstaltungen der Schule, die wir durchführen oder mitgestalten.

 

Der Schuljahresanfang ist für uns immer eine Herausforderung, die viel Organisations- und Improvisationstalent verlangt. Das hat was von einem Zaubertrick, denn blitzschnell und wie aus dem Nichts wird eine mitreißende Betreuung für mehr als 330 Kinder erschaffen. Das hört sich nach viel unsichtbarer Arbeit an und ist in der Wirklichkeit noch viel mehr, denn die Organisation der Kurse ist nur der Gipfel des Eisbergs. Das hört sich nach viel unsichtbarer Arbeit an und ist in der Wirklichkeit noch viel mehr, denn die Organisation der Kurse ist nur der Gipfel des Eisbergs.  Wir führen die Wahlen durch, nehmen die Einteilung der Schülerinnen und Schüler vor, stellen die verlässliche Aufsicht für Schülerinnen und Schüler bei ausfallenden Kursleitungen sicher und bewältigen alle Probleme in den Kursen. Zusätzlich kümmern wir uns um alle Belange der externen Partner aus Förderprogrammen, stellen erforderliche Belehrungen sicher, erstellen Leitlinien für externe Mitarbeiter, alle Wahlunterlagen für Arbeitsgemeinschaften und Wahlfächer, Informationsschreiben und Einverständniserklärungen.

 

Dieses Jahr wurde unser Können jedoch auf die Probe gestellt, denn zum üblichen Chaos des Schulanfangs kommen noch die mit der Coronavirus-Pandemie verbundenen Restriktionen hinzu. Die Richtlinien sind sehr kurzfristig bekannt gegeben worden und haben sich bereits einige Male in Abhängigkeit von der aktuellen Situation und gemachten Erfahrungen geändert. Die heutigen Hygienekonzepte und Verhaltensregeln erschweren die Durchführung von mehreren Arbeitsgemeinschaften oder machen sie teilweise sogar unmöglich. So darf zum Beispiel kein Werkzeug oder Sportinventar von mehreren Personen benutzt werden, wodurch vor allem unsere begehrten Werken- oder Catering-AGs sowie auch die sehr beliebten Sport-AGs ihren Sinn verlieren.

 

Dass das aufgrund von anderen Erwartungen zur Enttäuschung bei den Schülerinnen und Schülern führt, liegt klar auf der Hand. Aber auch unseren ohne Zweifel erfahrenen und findigen Kursleitern gingen langsam die Ideen aus, wie man die Kinder bei diesen Umständen sinnvoll und spannend beschäftigen kann. Ein zusätzliches Problem stellten die Ausfälle der Kursleiter dar, weil nach den Vorgaben des Ministeriums die Betreuungsgruppen konstant bleiben sollen, sprich nicht untereinander vermischt werden dürfen. Es ist sehr schwer, bewegungsfreudige Kinder sinnvoll zu beschäftigen, wenn der Aufenthalt auf dem Schulhof mit mehreren Restriktionen verbunden ist, Turnhallen nicht genutzt werden dürfen und sogar die Ballspiele verboten sind.

 

Im Handumdrehen mussten wir unsere Betreuungskonzepte umschmeißen, Inhalte der Kurse umdenken und sehr viel improvisieren. Unser Konzept basiert darauf, dass wir den Schülerinnen und Schülern eine reiche Auswahl an sportlichen, musikalischen, kreativen, darstellenden und lebenspraktischen Arbeitsgemeinschaften anbieten. Auf diese bunte Vielfalt möchten wir auch während der Coronavirus-Pandemie nicht verzichten. Uns mangelt es nie an frischen Ideen und es macht sogar Spaß, alles auf den Kopf zu stellen, aber andere davon zu überzeugen und ins Boot zu holen, ist recht mühsam. Jede Veränderung bedeutet einen Mehraufwand an Arbeit und längst nicht alle lassen sich darauf ein.

 

Zusammen mit engagierten Kursleitern und Kursleiterinnen haben wir einen Katalog an Aktivitäten und ihren Alternativen im Rahmen der vorgeschriebenen Hygiene- und Verhaltensregeln ausgearbeitet. Das Gleiche haben wir für die Pausen und Kursleiterausfälle gemacht, um die Kinder in jeder Situation auffangen und vernünftig betreuen zu können. Am kniffligsten war das Problem der fehlenden Gruppendynamik zu lösen, aber die erfahrenen Pädagogen haben uns mehrere Wege gezeigt, um den Geist der Teamarbeit wieder ins Spiel zu bringen. Auch die Kooperationen mit externen Partnern sind umgedacht worden, denn frischer Wind und regelmäßige Tapetenwechsel sind heutzutage besonders wichtig.

 

Somit haben wir die akuten Probleme behoben, indem wir ein flexibles und modular aufgebautes Programm entwickelt haben, das pädagogisch wertvoll und für Kinder attraktiv ist. Seit zwei Wochen arbeiten wir nach diesem Modell und ernten bereits die ersten Erfolge. Die Lage in den AGs hat sich deutlich entspannt und der Grad der Unsicherheit bei den Kindern und Kursleitern ist merkbar gesunken. Die Arbeitsgemeinschaften gewinnen immer weiter an Schwung und bieten den Teilnehmern ein breites Spektrum an Aktivitäten und Erlebnissen.

 

Je weiter wir an den langfristigen Lösungen für den Ganztag arbeiten, desto mehr merken wir, dass manche Veränderungen unumkehrbar sind. Viele Neuerungen haben sich bereits jetzt bewährt und bleiben auch nach Aufhebung der strengen Hygieneregeln erhalten. Einige alte Herangehensweisen zeigen sich als entbehrlich und werden nicht mehr wieder aufgenommen. c, als wir es gewöhnt sind, aber immerhin lässt sie sich gestalten und den Bedürfnissen der Kinder anpassen. Auch wenn es ein bisschen mehr Mühe verlangt, als ein Kaninchen aus dem Hut zu zaubern.

 

Zurück zu Blogeinträgen